Der Ackerbau in den indigenen Siedlungen ist seit Jahren ein äuβerst schwierig zu handhabender Bereich für die landwirtschaftliche Beratung der ASCIM. Immer wieder wird über den Sinn des Ackerbaus in den Siedlungen diskutiert. Und dennoch wird in 12 der 17 Siedlungen, die mit der ASCIM ein Beratungsabkommen unterschreiben, Ackerbau betrieben.
Unter den Ackerbauern im Chaco ist allseits bekannt, dass es eine groβe Herausforderung ist, gewinnbringend Ackerbau zu betreiben. Die schwankenden Wetterbedingungen in dieser Region sorgen dafür, dass die Ackerbauern alljährlich ein groβes Risiko eingehen, wenn sie ihre Ackerfelder bestellen. Dieses Risiko ist für die Kleinbauern der indigenen Siedlungen nicht kleiner, sondern eher noch gröβer. Das hat damit zu tun, dass die Ackerflächen der Produzenten nur 2 Hektar groβ sind und diese meist nicht aneinander liegen und folglich auch nicht groβflächig gearbeitet werden kann. Mittlerweile ist es hier und da schon möglich, dass sich einige Familien zusammenschlieβen und dann gröβere Flächen haben, aber die meisten Flächen sind nur 2 Hektar groβ und das gibt dann viel zu befahren mit dem Traktor, was sehr kostspielig ist.
Die Gesamtflächen, die auf den Siedlungen bearbeitet werden, sind sehr unterschiedlich groβ. Die gröβeren Siedlungen bearbeiten rund 300 Hektar. So kommt es vor, dass eine Siedlung mehr als 100 kleine Felder hat. Das macht besonders die Aussaat schwierig, da man auf den Regen angewiesen ist und die Aussaat so viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch die Traktorarbeit bei Nacht wird dadurch erschwert, da die Chauffeure sich nicht immer sicher sind, wo sich die Felder zwischen den Pehensträuchern befinden. Hinzu kommt noch, dass die Dörfer weit voneinander entfernt liegen, so dass mit den Ackerbaumaschinen zusätzlich weite Strecken zurückgelegt werden müssen.
Man hat schon des Öfteren Ansätze gemacht, die Felder so zu verbinden, dass sich gröβere Ackerflächen ergeben, um so kostensenkend arbeiten zu können. Im Allgemeinen sind die Produzenten dazu aber nicht bereit, weil ihnen seinerzeit eine Parzelle des Siedlungslandes hinter ihrem Haus zugesprochen worden ist, die durch aufgewachsenes Grenzgebüsch deutlich sichtbar vom Nachbarn getrennt bleiben soll.
Dass für diese Art und Weise der Produktion von Marktkulturen nur wenige Kulturen überhaupt in Frage kommen, versteht sich von selbst. So ist man in den mit der ASCIM kooperierenden Siedlungen im Wesentlichen dann auch auf die Produktion von Handsesam und Bohnen angewiesen. Beide Kulturen sind pflegeleicht und erfordern in der Zeit des Wachstums wenig Arbeitseinsatz, zumal die Vorbereitung des Bodens, die Aussaat und die Bekämpfung des Unkrauts maschinell gemacht werden. Der Produzent ist praktisch nur für das Einernten des Gewachsenen verantwortlich, was von Hand zu machen ist. So liegen Erfolg bzw. Misserfolg des Ackerbaus zumindest teilweise in der Verantwortung des Produzenten. Und das ist entscheidend, zumal die Übernahme von Verantwortung der Produzenten ein hohes Ziel in der Beratung des Landwirtschaftsdepartements ist.
Weiter muss zu all dem noch gesagt werden, dass der Absatzmarkt für Sesam gut, der für Bohnen aber sehr beschränkt ist, was dann auch niedrige Preise für das Produkt mit sich bringt. Folglich ist es nicht sinnvoll, groβflächig Bohnen auszusäen.
Abschlieβend sei noch darauf hingewiesen, dass trotz all der erwähnten Schwierigkeiten immer noch Ackerbau betrieben wird, weil der ganze Produktions-, Ernte-, Ablieferungs- und Absatzprozess positive Auswirkungen auf das soziale Leben in den Siedlungen hat. Eine beachtliche Anzahl der Siedler profitiert auch finanziell davon, was sich wiederum positiv auf den Umsatz in den Konsumläden der Siedlungen niederschlägt. Und je mehr sinnvolle Beschäftigung in den Siedlungen möglich ist, je stabiler ist das Sozialleben in den Siedlungen. Und das ist Grund genug, den Ackerbau bislang nicht von der Bildfläche verschwinden zu lassen.
Publiziert in
Dpto. Agropecuario