Eines der Hauptziele in der Arbeit der ASCIM ist ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in den indigenen Siedlungen zu erreichen. Bei der strategischen Planung 2016 hat die ASCIM mit ihrer Definition der Mission sehr deutlich formuliert, dass es um ein Hineinwachsen in die sozio-ökonomische Realität des Umfelds geht.
Mission der ASCIM: Die ASCIM fördert in den indigenen Gemeinschaften durch partnerschaftliche Programme in Erziehung, Gesundheit, Wirtschaft und sozial-geistliche Orientierung die Möglichkeit, in die aktuelle sozio-ökonomische Realität hineinzuwachsen und unterstützt somit das harmonische interkulturelle Miteinander.
Welches ist nun das Umfeld der indigenen Gemeinschaften und wie gestaltet sich heute dieses Hineinwachsen in diese Realität?
Da haben wir einmal die deutschsprechenden Kolonien mit ca. 18.000 Einwohnern, die seit 2017 ein durchschnittliches Wachstum in ihrer Wirtschaft von 8,2% pro Jahr verzeichneten. Wenn wir die durchschnittliche Inflationsrate von 4,05% abrechnen, kommen wir auf ein reales Wachstum von 4,15%. Wenn dann noch das Bevölkerungswachstum von ca. 0,9% berücksichtigt wird, bleibt ein realer Zuwachs von 3,25% pro Jahr.
Die zweite Einwohnergruppe, mit der wir die Entwicklung der indigenen Bevölkerung vergleichen können, sind die spanisch bzw. portugiesisch sprechenden Bewohner. Meistens geht es hier um Arbeit nehmende Zuwanderer, die in die Kolonien kommen um ein sicheres Einkommen zu suchen. Da sie größtenteils von der Wirtschaftsleistung der deutschsprechenden Koloniebürger oder von der Wirtschaftsleistung anderer vergleichbarer Arbeitgeber (empresas nacionales) abhängen, wird das Einkommensniveau auch ähnlich steigen wie die oben erwähnte Wirtschaft gewachsen ist.
Dann schauen wir einmal wie die Indigenen Gemeinschaften in dieses Bild hineinpassen. Hierzu muss gesagt werden, dass es sich bei diesem Vergleich mehr um einen relativen Vergleich handelt, das heißt, dass hier nicht nominale Einkommenswerte verglichen werden, sondern lediglich verglichen wird, wie sich das Einkommensniveau der beiden nebeneinanderlebenden Gesellschaften entwickelt hat. In diesem Vergleich gehen wir immer vom Jahr 2017 aus, da wir ab dann eine halbwegs komplette Übersicht über die Einnahmen der indigenen Gemeinschaften, die mit der ASCIM zusammenarbeiten, haben. Die Einnahmen in dieser Bevölkerungsgruppe sind in den Jahren ab 2017 ca. 8,6% pro Jahr gestiegen. Wenn wir auch hier die Inflationsrate von 4,05 jährlich und das Bevölkerungswachstum von 1,8% berücksichtigen, kommen wir auf ein reales Wachstum der Wirtschaft in den Siedlungen von 2,75% pro Jahr.
Diese Zahlen zeigen, dass es halbwegs gelingt, das globale Ziel mit dem Hineinwachsen in die Realität der Umgebung zu erreichen. Halbwegs deshalb, weil ja hier, wie schon erwähnt, nur relative Begriffe gebraucht werden. Wenn wir aber die Kosten der Ansprüche der Gesellschaften in dieser Bewertung mitberücksichtigen wollen, so kann man sich leicht vorstellen, dass der Vergleich etwas schiefliegt, da ja gerade die Kosten der nicht so lebenswichtigen Dinge (Handy, Television, Fahrzeuge, usw.) auf Kosten einer gesunden Ernährung gekauft werden.
Ich bin immer dazu geneigt, die positiven Seiten hervorzuheben. In diesem Vergleich der Einnahmen der deutschsprechenden Kolonien mit den Einnahmen der Bevölkerung neben und unter uns, erkennt man einen ähnlichen Rhythmus im Wachstum. Wenn es auch einen kleinen Unterschied von ca. einem halben Prozent gibt, so ist das reale Wachstum der Wirtschaft doch sehr ähnlich. Und was hier noch dazukommt, sind die Privatgärten, die bei den indigenen Siedlungen einen viel größeren Einfluss auf ihren Haushalt haben als in den anderen Bevölkerungsgruppen, so das damit ein gewisser Ausgleich geschaffen wird.
Ich möchte aber in dieser kurzen Analyse noch eine Beobachtung loswerden. Wenn wir die Zusammenstellung der Einnahmen in der deutschsprechenden Volksgruppe mit der der indigenen Volksgruppe vergleichen, fällt auf, dass bei der ersten Gruppe nur ca. 7-10% der Einnahmen von Lohnempfängern kommen, bei den indigenen Siedlungen jedoch der Anteil, der von Lohn und Staatsbeihilfe kommt, 74% ausmacht und nur 26% der Einnahmen aus eigener Produktion kommen. Das heißt, dass diese letzte Gruppe sehr viel sensibler auf eine Veränderung im Arbeitsmarkt reagieren wird, und zwar sowohl positiv als auch negativ. In anderen Worten, wenn Arbeitsplätze weniger werden, sind es die indigenen Gruppen, die das zuerst spüren werden.
Ich hoffe, dass dieser kurze Beitrag helfen kann, gemeinsam über unsere Zukunft und eine nachhaltige Wirtschaft - Entwicklung nachzudenken, wo wir einerseits freie Marktwirtschaft fördern und aber den sozialen Aspekt nicht aus den Augen verlieren dürfen.


