Mittwoch, 17 Januar 2018 11:29

Guaraní

Geschrieben von

Die Westlichen Guaraní

Die Westlichen Guaraní gehören zu jenen Guaraní-Gruppen, die vor etwa 500 Jahren vom Río Apa in Ostparaguay in die subandine Region Boliviens migrierten, die heute Santa Cruz, Tarija und Yacuiba umfasst. Historisch werden sie als kriegerisches Volk beschrieben, das in zahlreichen Expeditionen und Wanderungen den Chaco durchquerte, um das „Land ohne Übel“ zu erobern. Sie wurden als Chiriguanos bekannt.

Abgesehen von ihrer kriegerischen Tradition beeindruckten die Guaraní, oder Chiriguanos, die Region mit ihrer erfolgreichen Landwirtschaft. Sie bauten verschiedene Maissorten, Süßkartoffeln, Bohnen, Baumwolle, Tabak, Feigenkaktus, Sorghum und Maniok an. Zur Lagerung ihrer Ernten errichteten sie kunstvolle Scheunen. Die Guaraní praktizierten kollektive Arbeit, oñopytyö, bei der alle gemeinsam abwechselnd auf dem Feld eines Besitzers arbeiteten, der an diesem Tag für die Verpflegung und Getränke der Gruppe verantwortlich war.

Im Gegensatz zu anderen Ethnien des Chaco organisierten sich die Westlichen Guaraní in patrilinearen Verwandtschaftsgruppen. Diese lokalen Gruppen hatten politische Anführer, die als Richter und Kriegsherren fungierten. Mehrere Gemeinschaften unterstanden oft einem obersten Führer, Tuvicharuvicha genannt. Die Stammestradition erinnert an solche Anführer wie Manepóräi und Apiaguaiqui, aber auch an Frauen wie Vuáyruyi. Die Anführer zeichneten sich durch ihre Überzeugungskraft, kluges Urteilsvermögen, Fleiß und wirtschaftliche Großzügigkeit aus, verlangten aber auch Gehorsam von den Gruppenmitgliedern.

Als das paraguayische Militär 1934 in Gebiete vordrang, die von den Westlichen Guaraní bewohnt waren, schlossen einige Gruppen der Ethnie Freundschaft mit den Soldaten und migrierten später in den paraguayischen Chaco. Sie hatten gehofft, ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen zu erhalten, doch die Erfüllung dieses Versprechens durch ihre neuen paraguayischen Freunde ließ auf sich warten. Heute lebt eine Gruppe wieder ein agrarisches Leben in Pedro P. Peña, während eine andere Gruppe in Machareti, im Gebiet von Laguna Negra, eigenes Land besitzt. Weitere Gruppen arbeiten als Fachkräfte in Berufen wie Maurer, Fahrer, Service für Zäuneerstellung, Viehzüchter und anderen.

Die Konstruktion der ethnischen Identität der Westlichen Guaraní in Paraguay wurde durch eine Reihe von Akkulturationsfaktoren beeinflusst. Der Gebrauch der Guaraní-Sprache führte automatisch zu einer Identifikation dieser Ethnie mit der paraguayischen Gesellschaft. Die Zugehörigkeit zur katholischen Religion trug ebenfalls zu ihrer Akzeptanz bei der Mehrheitsbevölkerung bei. Durch das lange Zusammenleben mit dem Militär erhielten die Westlichen Guaraní eine offizielle Anerkennung als Bürger, noch bevor diese anderen ethnischen Gruppen zuteilwurde. Sie strebten auch formale Bildung an und erreichten einen Schulabschluss, der deutlich über dem Durchschnitt des Chaco liegt.


Die Guaraní Ñandeva

Die mündliche Überlieferung der Guaraní Ñandeva berichtet, dass die Region des Chaco, wo heute die Grenze zwischen Paraguay und Bolivien verläuft, in ferner Vergangenheit feuchter war und von zahlreichen Ñandeva-Dörfern bewohnt wurde. Doch laut dem Ältesten Mboreví Resá verschlechterte sich das Klima zunehmend, bis Dürreperioden die einst vegetations- und wildreichen Gebiete in kahle Landschaften verwandelten. Schließlich brannten die Wälder, und die letzten Wasserstellen der Region versiegten.

In diesen schwierigen Zeiten waren die alten Ñandeva gezwungen, immer weiter nach Westen zu ziehen, um eine wirtschaftliche Beziehung mit den Chiriguanos aufzubauen. Sie begannen, auf deren Feldern zu arbeiten, und wurden mit Maiskörnern bezahlt. Trotzdem jagten und sammelten sie weiterhin in ihrem angestammten Lebensraum, den sie zu bestimmten Jahreszeiten aufsuchten. Doch die enge Beziehung zu den Westlichen Guaraní hinterließ kulturelle Spuren: Die Ñandeva übernahmen die Guaraní-Sprache und integrierten neue wirtschaftliche Kenntnisse in den Bereichen Landwirtschaft, Keramik und Weberei.

Sie lebten in Großfamilien, und es war üblich, dass der Schwiegersohn nach der Heirat bei den Schwiegereltern lebte und arbeitete. Die Gruppen hatten Anführer, Mburuvícha, die durch Mut, Güte, Großzügigkeit und Verhandlungsgeschick auffielen. Ihre Aufgabe war es, interne Konflikte zu schlichten und die Gruppe nach außen hin zu vertreten.

Die Ñandeva bewiesen in ihren späteren Wanderungen erneut, dass sie eine echte Chaco-Kultur besitzen. In den Jahren nach dem Chaco-Krieg, als die Ressourcen ihrer Vorfahren knapp wurden, suchten sie zunächst eine „wohlwollende Abhängigkeit“ bei Militärstützpunkten, später bei deutsch-paraguayischen Landbesitzern und schließlich bei staatlichen Institutionen.

Im Prozess der Konstruktion ihrer ethnischen Identität streben die Guaraní Ñandeva, ebenso wie ihre Nachbarn, die Westlichen Guaraní, die Anerkennung als „Bürger“ mit allen gesetzlich garantierten Rechten an. In den letzten Jahrzehnten ist es ihnen gelungen, bedeutende Landflächen zu sichern, sodass die große Mehrheit bereits über eine autonome Lebensgrundlage verfügt. Während sie noch mit Subsistenzstrategien experimentieren, die Landwirtschaft, Viehzucht und Gelegenheitsarbeiten umfassen, hoffen die Ñandeva auf die Solidarität staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen. Sie arbeiten auch an Techniken, die den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen des wohlhabenden Sektors ermöglichen könnten. Die politische Partizipation hat sich dabei als ein bewährter Weg erwiesen.

FIDA          FRICC          UTA          AMH Grupo de Cajas Ascim          FTC          IMO          MCC

Standort:
Yalve Sanga (Zentral-Büro)
 
Postanschrift:
ASCIM
Filadelfia, 40
9300 Fernheim
Paraguay
 
Kontakt:
Tel. 0491 432231
Handy: 0981 484 975
Email: info@ascim.org
Kontakte für speziefische Bereiche